Demokratieplan für Marzahn-Hellersdorf. Gemeinsam mehr erreichen - aber wie?

Am Samstag, dem 16.11.2019 fand im Audimax der Alice Salomon Hochschule Berlin die mittlerweile vierte öffentliche Veranstaltung des Forschungsprojekts „Demokratieferne Auffassungen in einer Kommune als Herausforderung für sozialräumliche Demokratieentwicklung“ statt.
Unter dem Namen „Gemeinsam mehr erreichen – aber wie? Entwicklung eines Demokratieplans für Marzahn Hellersdorf“ diskutierten etwa 40 Personen aus Hochschule und Bezirk über die Möglichkeiten, wie Bürgerinnen und Bürger, Institutionen, Initiativen und Vereine mit Politik und Verwaltung langfristig und partnerschaftlich zusammenarbeiten können.

 

Professor Michael Brodowski, einer der Leiter des Forschungsprojektes, begrüßte die anwesenden Gäste. Frau Nele Rathke führte als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts moderierend durch die Veranstaltung.
Zunächst trugen die sechs eingeladenen Vertreter_innen verschiedener Organisationen ihre Erfahrungen mit der Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft/Trägern und Politik und Verwaltung vor.

Frau Glienke, von der Initiative „Kiezgruppe gegen Rassismus“ vermisste zunächst das Engagement von jungen Menschen in Marzahn-Hellersdorf. Auch auf Ebene des Senates wünschte sie sich eine vermehrte Einbindung der Bürgerinnen und Bürger von Marzahn-Hellersdorf in laufende und zukünftige Projekte. Darüber hinaus sah sie einen großen Bedarf von einer gebündelten Übersicht aller Initiativen, Aktionen und Veranstaltungen im Bezirk, da sie der Meinung ist, dass ein Überblick der Möglichkeiten des Engagements im Kiez oft unsichtbar ist. Gerade den Austausch zwischen Kiezinitiativen hält sie für besonders wichtig.

 

Frau Dr. Renate Schilling, Leiterin des Stadtteilzentrums Marzahn Mitte, in Trägerschaft der Volkssolidarität, berichtete, dass sich Menschen besonders in den Bereichen engagieren und Verantwortung übernehmen, wo sie aktiv unterstützen und helfen können. Die Frage der Engagierten wäre oft und vor allem: „Wie und wo kann ich helfen?“ Der Zugang zu Menschen sei besonders davon abhängig, wie diese angesprochen werden. Dabei sei eine Abgrenzung zwischen „Wir“ und die „Anderen“ besonders hinderlich. Um diese Abgrenzung zur überwinden, führt das Stadtteilzentrum Dialoge mit Anwohner_innen und Menschen aus Geflüchtetenunterkünften durch. Dieser Austausch wäre besonders hilfreich, um Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und ein für alle Beteiligten wünschenswertes Zusammenleben überhaupt erst zu ermöglichen.

 

Frau Barbara Jungnickel, von der evangelischen Gemeinde Hellersdorf, ist im gesamten Bezirk vor allem durch ihr „Café auf Rädern“ bekannt und sehr geschätzt. Die Gründe gegen Engagement sieht sie vor allem in der Angst vor Überforderung. Zwar gäbe es viele Menschen, die sich punktuell und kurzfristig engagieren, eine Bereitschaft zu längerem Engagement vermisst sie allerdings. Hindernisse im alltäglichen Zusammenleben sieht sie unter anderem bei sprachlichen Barrieren oder dem fehlenden Wissen über Beteiligungsmöglichkeiten allgemein. Ihre Erfahrung sei, dass die Menschen in Marzahn-Hellersdorf gerne leben, gleichzeitig das schlechte Image des Bezirks wahrnehmen und dieses auch als Problem ansähen. Oft höre sie, dass Menschen das Gefühl hätten, dass „ihre Stimme nicht zählen würde“ und dass die Menschen deshalb eine politische Resignation verspüren würden. Einen Ausweg aus dieser Resignation sieht Frau Jungnickel vor allem im Austausch darüber, was die Menschen bewegt. Diesen Austausch beschreibt sie als eine „Hin-Geh-Politik“.

 

Herr Tomasz Kaczmarek schilderte seine Erfahrungen aus dem Projekt „BENN – Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“ der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen“ Seiner Aussage nach, sei die landesweite Städtebauförderung auch im Bezirk Marzahn-Hellersdorf besonders dafür verantwortlich, für die notwendige Transparenz von Entscheidungen des Senats, Entscheidungen des Bezirks und der Bevölkerung herzustellen.
Einen Grund für die, im Bezirk aber auch stadtweiten, skeptischen und demokratiefernen Auffassungen sieht Herr Kaczmarek vor allem in der politischen Teilung zwischen Land und Bezirk. Für die Beteiligung und Partizipation jedes und jeder Einzelnen seien besondere Strukturen notwendig. Diese wären sowohl von zeitlichen, monetären, als auch von personellen Ausstattungen abhängig.

 

Sein Kollege, Herr Röttgers, vom Projekt „BENN - Blumberger Damm“ erläuterte, was dies im konkreten Fall bedeutet. Seiner Einschätzung nach, lassen vor allem existenzielle Fragen von Bürgerinnen und Bürgern Engagement oft nicht zu. Nach seiner Auffassung nach, sollte Politik und Verwaltung Menschen (mehr)Gestaltungsmacht geben. Besonders wichtig erscheint ihm dabei die Vernetzung zwischen Einzelpersonen, Organisationen, Politik und Verwaltung, dabei bedürfe es zentraler Anlaufstellen. In seiner alltäglichen Arbeit vernehme er häufig den Wunsch nach Information und Beteiligung, geflüchtete Menschen möchten als selbstverständlicher Teil der Nachbarschaft gelten. Die wichtigste Frage im Zugang zu Menschen erwiese sich die Frage danach, was die Menschen bewege. Seine Arbeit sieht er besonders darin, für den alltäglichen, direkter Austausch von Bewohner_innen und Geflüchteten zu sorgen. Wichtig sei ihm dabei, für eine lebens- und liebenswerte Nachbarschaft zu sorgen. Dies würde sich von den klassischen Nachbarschaftsprojekten unterscheiden, da es sich dabei nicht um ein spezielles „Integrationsprojekt“ handele, sondern um selbstverständliches Zusammenleben. Ziele seiner Arbeit seien stets Beteiligung, Engagement, Zusammenwachsen und Nachbarschaften stärken. Ein Beispiel der Arbeit ist eine gemeinschaftliche, sozialräumliche Untersuchung des Gebiets, samt aktivierender Befragung der Bewohnerschaft. Die Ergebnisse der Befragung wurden in einer extra erstellten Zeitung zusammengefasst, sowie der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

 

Hr. Kleinfelder, von der Jugendfreizeiteinrichtung „Roter Baum“, stellte die Frage, was genau unter dem Stichwort „Bürgermittbestimmung“ verstanden würde, da diese davon abhängig ist, in welchem Kontext diese gefordert würde. Dabei wies er darauf hin, dass bei Beteiligungsverfahren von vornherein auf bezirkliche/staatliche Sachzwänge hingewiesen werden sollte, da ansonsten durch Mitbestimmungsverfahren eventuelle Wünsche und Forderungen zwar aufgestellt werden, diese aber gar nicht erfüllt werden könnten. So wäre z.B. eine Planung für eine Jungend- und Freizeiteinrichtung in Mahlsdorf zwar gewollt gewesen, im Anschluss des Planungsprozesses von Kindern und Jugendlichen wurde aber klar, dass der Neubau der zukünftigen Einrichtung frühestens drei Jahre später beginnen könne. Mit einigen Beteiligungsformaten würden Wünsche geweckt, die entweder erst spät oder gar nicht umgesetzt würden. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass zum Beispiel Beteiligung von Schüler_innen gewollt ist, es dabei aber fraglich ist ob Verfahren wie der „Schüler*innenhaushalt“ ausreichend finanziell ausgestaltet wird.

 

Im Anschluss stellten die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Forschungsprojekts Raiko Hannemann und Sven Gramstadt aktuelle Ergebnisse des Forschungsprojektes vor.

 

Im dritten Teil der Veranstaltung sammelte Professor Heinz Stapf-Finé mit den Anwesenden in großer Runde, welche Wünsche und Forderungen die Bürgerinnen und Bürger im Bezirk an die Bereiche Bildung, Vernetzung, Beteiligung und Verwaltung haben. Aus den genannten Punkten soll im Anschluss der Veranstaltung, bzw. im weiteren Verlauf des Projektes ein Entwicklungsplan für Demokratieentwicklung erarbeitet werden. Dazu wird im Jahr 2020 eine weiter Veranstaltung durchgeführt werden, an der sich schon im Vorfeld Bürgerinnen und Bürger an der Planung und Durchführung beteiligen sollen.

 

Zum Schluss bedankte sich Professor Heinz Stapf-Finé bei allen anwesenden Gästen für ihre Mitarbeit und überreichte den Referent_innen aus der Praxis die aktuelle Veröffentlichung des Forschungsprojekts.

 

Demokratieplan für Marzahn-Hellersdorf
Gemeinsam mehr erreichen – aber wie?

Am Samstag, 16.11.2019 (14:00 – 18:00 Uhr) findet im Audimax der Alice-Salomon-Hochschule die Konferenz „Demokratieplan für Marzahn-Hellersdorf Gemeinsam mehr erreichen – aber wie?“ statt. Während der Konferenz soll die Frage diskutiert werden, wie Bürger_innen gemeinsam mit Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Institutionen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf partnerschaftlich zusammenarbeiten können, um Demokratie und Zusammenhalt zu stärken. Zusammen mit den bisherigen Forschungsergebnissen des Projekts, den Ergebnissen der vergangenen drei Bürgerforen sollen die Ergebnisse der Konferenz einen Demokratieplan für Marzahn-Hellersdorf ergeben.

Die Konferenz am 16.11.2019 ist ein weiterer Baustein innerhalb einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen, die ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Brodowski und Prof. Dr. Heinz Stapf-Finé für das Jahr 2019 im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Demokratieferne Auffassungen in einer Kommune als Herausforderung für sozialräumliche Demokratieentwicklung“ durchführt.

Bereits im letzten Jahr wurde das Verhältnis der Bewohner_innen des Bezirks zur Demokratie untersucht (mit Hilfe einer quantitativen Umfrage und 30 narrativen Interviews) und dabei herausgefunden, dass einem großem Interesse an Politik und einer grundsätzlich hohen Bereitschaft für Engagement ein vergleichsweise niedriges tatsächliches Engagement gegenübersteht. Bürgerinnen und Bürger sind überwiegend mit der Umsetzung, des ansonsten positiv eingeschätzten Ideals der Demokratie, unzufrieden und stehen den bestehenden Beteiligungsformaten skeptisch gegenüber.

Um dies zu ändern, sollen gemeinsam mit Bürger_innen, Politik und Verwaltung sowie weiteren Institutionen im Bezirk neue Formen der politischen Beteiligung im Bezirk entwickelt werden.

Im Laufe des zu entwickelnden Beteiligungsprozesses wird das Projektteam der ASH die Bürger_innen dabei unterstützen, Informationen zu den wichtigen Themen im Bezirk bereitzustellen, den Kontakt zu den Entscheider_innen des Bezirks herzustellen und den Prozess zu dokumentieren.

Gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtspopulismus gilt es zu betonen, dass ein solcher Prozess nicht allein zur Entwicklung von Ideen zur Verbesserung des Bezirks beitragen, sondern gleichzeitig ein inklusives Gemeinwesen schaffen möchte. Indem man seine Nachbar_innen, zivilgesellschaftlichen Institutionen und kommunalen Einrichtungen in ihrer ganzen Vielfalt besser kennenlernt und sich mit ihren Standpunkten demokratisch auseinandersetzt, trägt man gleichzeitig zu einer Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft bei und stellt somit einen Gegenentwurf zu demokratiefernen Auffassungen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit dar.

Programm der Konferenz:

  • 14:00:                  Begrüßung
  • 14:00 bis 15:00: Vertreter_innen aus Politik, Verwaltung, Institutionen, Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürger                                         schildern Erfahrungen, Herausforderungen und Wünsche zu partizipativer Demokratie im Bezirk
  • 15:00 bis 15:10: Präsentation bisheriger Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt
  • 15:10 bis 16:30: Austausch in Kleingruppen
  • 16:30 bis 17:30: Sammeln und Clustern der Ergebnisse im Plenum
  • 17:30 bis 18:00 Zusammenfassung, Ausblick und Verabredungen.
                                Anschließend Verabschiedung.
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Einladung Konferenz 16112019
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Aktionsplan für mehr Demokratie - Artikel im ND vom 26.9.2019
nd_s_12_vom_26_09_2019.pdf
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Projektvorstellung auf dem Demokratiefest

am 07.09.19, auf dem Alice-Salomon-Platz, Hellersdorf

 

Bereits zum elften Mal veranstaltet das Bündnis für Demokratie und Toleranz das Demokratiefest „Schöner Leben ohne Nazis“. Das diesjährige Fest steht unter dem Motto „30 Jahre Mauerfall - 30 Jahre Demokratie“. Dabei setzen über 40 Vereine, Initiativen, Parteien, Ämter, Gewerkschaften und Religionsgemeinschaften gemeinsam ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.


Neben Infoständen wird es Spiel- und Bastelangebote für Kinder, Quizze und Sport für Jugendliche, Informationen und Ausstellungen für die Älteren geben. Darüber hinaus findet ein breites Bühnenprogramm statt. 



Am Stand des Forschungsprojekts „Demokratieferne Auffassungen in einer Kommune als Herausforderung für sozialräumliche Demokratieentwicklung“ werden die bisherigen Forschungsergebnisse vorgestellt und mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die aktuelle Veröffentlichung „Demokratienähe und -distanz“ zu erwerben.
Wir freuen uns sehr über Ihr Kommen!


Weitere Infos:

Demokratiebericht 2018 Marzahn-Hellersdorf
Schöner Leben ohne Nazis | facebook
Bündnis für Demokratie und Toleranz
Ankündigung auf der Homepage der ASH Berlin


Das Bürgerforum am 03. Mai 2019, in der Bibliothek
Mark-Twain in Marzahn

 

Da der zweite Termin am 24. April im Schloss Biesdorf aufgrund geringer Anzahl von Teilnehmenden abgebrochen wurde, fand das dritte Bürgerforum am 03. Mai 2019 im Rahmen einer Dialogveranstaltung nach GBKL mit dem Titel „Bürgerforum Marzahn-Hellersdorf…? Los gehts!“ von 18:00-20:00 Uhr in der Bibliothek Mark-Twain in Marzahn statt. Zu diesem Termin konnten 4 interessierte Bürgerinnen und Bürger des Bezirks begrüßt werden. Am Dialoggespräch nahmen auch 2 Personen aus dem Forschungsteam teil.

Der Dialogabend wurde von der Gruppenprozessleiterin nach GBKL Stefanie Hillebrand BA in Absprache mit dem Forschungsteam vorbereitet und begleitet.

 

Es wurde folgender „Reiseplan“ für die zweistündige Veranstaltung entwickelt:

* Galeriebesuch der bisherigen Forschungsergebnisse und der Ergebnisse der (letzten beiden) Bürgerforen

* Begrüßung und Ankommen

* Frage im Raum: „Wie kriegen wir das Bürgerforum zum Laufen?“

* Ausblick… nächste Schritte

* Drüber nachdenken – Reflexion der Veranstaltung

* Schlussrunde

 

Folgende Gesprächsrichtlinien waren nach Einverständniseinholung der Teilnehmer_innen Ausgangspunkt der Dialoggespräche:

* Würde bewahren

* andere wertschätzend begegnen

* Jede/r bekommt Raum sich einzubringen

* Wenn jemand spricht hören die anderen zu

 

Protokollierung der Beiträge der Teilnehmer_innen

 

Im Rahmen des Ankommens stellte Frau Hillebrand die Frage „Bürgerforum…?“, die in Kleingruppen bearbeitet wurde. Es gab die Zusatzfrage „Was fällt ihnen ein, wenn Sie an Bürgerforum denken“. Folgende Beiträge wurden gesammelt:

Bürgerforum…?

→ es fehlen Bürger_innen

→ besserer Ausgangspunkt: Stadtteilebene

→ Ebene Bezirk zusammenführen

→ Bürger_innen verhandeln selbst miteinander

→ Bürger_innen werden gehört Vorschläge

→ Erfahrung Bürger_innen werden nicht gehört

→ Vorschläge ernsthaft gehört (Kiez Kasse)

→ Gedanken Austausch, Info Austausch

→ Verbesserung Vernetzung Radwege

→ Freibad

→ Info Austausch Kom.Bezirk-Ebene

→ Stadtteilzentren ergänzen

→ Bestehende Strukturen

→ Bindeglied bestehender Struktur & Stärkung der Teile

→ Handeln

→ Offenes Mikro

→ Hausgemeinschaft

→ QM

 

Danach wurde im Plenum die Frage „Wie kriegen wir das Bürgerforum zum Laufen?“ mit folgenden Ergebnissen bearbeitet:

o Vorhandene Akteur_innen (Anknüpfung), Netzwerke zusammenbringen

o Ideen vorantreiben (Bündnis für Demokratie und Toleranz, QM, Stadtteil

o Ergebnisse sehen

o Wer ist „wir“?

o Trockener Inhalt

o Aktive einladen (Bürgerhaushalt)

o geeignete Moderation

o Zeitungsartikel

o ASH nur „Anstoß“

o Wer ist in der Lage, wichtige Akteure anzuwerben (gezielt)

o Unabhängigkeit (von Parteien)

Die Teilnehmer_innen wurden individuell gefragt, was ihr persönlicher nächster Schritt sei, um diese gezielt anzuregen weiterzudenken und aktiv zu werden. Folgende Beiträge kamen:

Mein nächster Schritt ist…

 + mich mit dem Projektteam zu treffen, um Ideen auf kleiner Ebene ausprobieren

+ Nichts

+ Weiter mitmachen

+ mit anderen sprechen

+ Newsletter

 

Am Ende wurde eine Reflexion der letzten guten 1,5 Stunden angeregt. Folgende Beiträge der Teilnehmer_innen wurden festgehalten und im Plenum vorgelesen:

o Ich wünsche mir eine Wiederbelebung von Interesse- und Hausgemeinschaften

o Ich liebe viele offene Fragen

o Ich finde, wir hatten hier eine ungezwungene + offene Diskussionskultur

o Beginnen wir im Kleinen.

o Bereit weiter mit zu machen

o Ich bin froh heute hier gewesen zu sein und interessante Menschen kennengelernt zu haben

o Das was ich hier tue, macht Sinn.

 

Ganz zum Schluss bekam jeder im Plenum den Raum einen letzten Gedanken zu verbalisieren und mit den anderen zu teilen.

Für das nächste Treffen wurde der Wunsch geäußert, dass der Termin auf keinen Donnerstag oder Freitag gelegt wird.

 

Wir danken allen Anwesenden für ihre aktive Teilnahme an dieser Veranstaltung. Die Ergebnisse werden Grundlage zur weiteren Arbeit innerhalb des Forschungs- und Praxisprojekts sein.

 


Bürgerforum: "Mein Bezirk wie er mir gefällt - Zukunft Marzahn-Hellersdorf" am 05.April 2019 an der Alice-Salomon-Hochschule

 

Ergebnisse des ersten Bürgerforums:

 

Der Schwerpunkt des ersten Bürgerforums lag darin, sich untereinander kennenzulernen und wichtige Themen für den Bezirk zu sammeln. Als Rahmen zur Veranstaltung wurden zunächst einige Ergebnisse der bisherigen Forschung zum Thema Engagement und Demokratie im Bezirk kurz vorgestellt. Anschließend wurde in Kleingruppen diskutiert; wobei sowohl positive Aspekte, auf denen man aufbauen kann als auch konkrete Bereiche, die es zu verbessern gilt, behandelt wurden. Abschließend wurde die Frage gestellt, wie sich jeder Einzelne im Bezirk engagieren kann und es gab die Möglichkeit, die Arbeit der anderen Gruppen zu besichtigen.

 

 

 

1.      Was gefällt mir gut in Marzahn-Hellersdorf?

 

An erster Stelle wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Grün, die Natur und Ruhe im Bezirk positiv hervorgehoben. An allen Tischen wurde die hohe Lebensqualität aufgrund des naturnahen Lebens im Bezirk betont.

 

An allen Tischen wurde ebenfalls die grundsätzlich gute Infrastruktur im Bezirk betont. Man sei gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, es gibt soziale Einrichtungen, eine gute ärztliche Versorgung und die wesentlichen Einkaufsmöglichkeiten. Exemplarisch stehen dafür folgende Aussagen: „Man findet alles, was man braucht“ und „es gibt eine verhältnismäßig gute Anbindung“.

 

Neben diesen beiden Themenbereichen, die eine breite Zustimmung erhielten, wurden an einzelnen Tischen unterschiedliche Aspekte betont. So wurde auf einzelne positive Institutionen und kulturelle Angebote im Bezirk (wie beispielsweise die Gärten der Welt oder das Helleum) hingewiesen. Auch die Vielfalt der Menschen im Bezirk und die größere Nähe zu den Nachbarinnen und Nachbarn im Vergleich zu innenstädtischen Bezirken wurden genannt. Mehrfach wurde ebenfalls betont, dass im Bezirk (noch) vergleichsweise günstige Mieten gezahlt werden.

 

 

 

2.      Was kann man meiner Meinung nach verbessern?

 

Bei den verbesserungswürdigen Aspekten wurden Themen besprochen, die bereits bei den positiven Elementen genannt wurden. Diese zunächst widersprüchlich erscheinende Tatsache verweist auf eine differenzierte Betrachtung des Bezirks durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So wurde die lokale Infrastruktur zwar durchaus positiv beurteilt, dennoch gibt es gleichzeitig auch Kritikpunkte. Häufig genannt wurde dabei das fehlende Freibad im Bezirk. Auch sollten weitere Sportplätze geschaffen, die Rad und Fußgängerwege im Bezirk weiter ausgebaut werden und die U5 eine 5-Minuten-Taktung erhalten.

 

Ähnlich verhält es sich beim Thema Mieten. Zwar zahlen die Altmieterinnen und Altmieter in der Regel noch vergleichsweise niedrige Mieten und es gibt viele Wohnungsgenossenschaften und städtische Immobilien. Gleichzeitig wirkt sich die angespannte Wohnungsmarktsituation in Berlin auch auf den Bezirk aus und die Mieten für Neumieter sind auch in Marzahn-Hellersdorf meist nicht mehr günstig.

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen in den genannten Transformationsprozessen Gefahren für die bisherigen Vorteile des Bezirks. So gefährden die scheinbar planlosen Bauaktivitäten im Bezirk das Grün und letztlich auch die Infrastruktur (falls diese nicht dementsprechend angepasst wird) im Bezirk. Als Forderung wurde daher mehr Transparenz und Mitbestimmung formuliert; was jedoch nicht bedeutet, dass der Bau neuer Wohnungen im Bezirk grundlegend abgelehnt wird.

 

Auf der anderen Seite könnten Veränderungen eventuell dazu beitragen, dass negative Image des Bezirks zu verbessern und zu mehr Urbanität im Bezirk zu sorgen. Hier wurde genannt, dass der Bezirk zu wenige Orte zum Verweilen und zur Begegnung besitzt. Die Vielfalt des Bezirks soll sichtbarer gemacht werden und ein größerer Austausch (zwischen Generationen, Studierenden – Bewohner_innen, Nationalitäten…) in Restaurants, Bars und Kultureinrichtungen stattfinden.

 

 

 

3.      Was kann ich dafür tun kann, dass Marzahn-Hellersdorf auch in Zukunft ein lebenswerter Bezirk sein wird?

 

Einige Anwesende äußerten Resignation. Man könne eh nichts machen.

 

Die Mehrheit jedoch betonte, dass jeder Einzelne sich mehr einbringen und seine Interessen einfordern solle. Exemplarisch sei hier folgender Beitrag genannt: „Nicht allein zuhause auf dem Sofa ärgern.“

 

Bei der Art und Weise der Beteiligung lassen sich drei Perspektiven unterscheiden.
Die erste Perspektive betont das individuelle Verhalten. Man solle achtsamer untereinander sein, sich unter Nachbarn helfen, Zivilcourage zeigen und als Vorbild agieren. Auch solle man bereits vorhandene Angebote im Bezirk mehr nutzen.

 

Die zweite Perspektive geht darüber hinaus und betont, dass Engagement erst im Zusammenhang mit anderen Menschen wirkmächtig werden kann. Man solle mehr Eigeninitiative zeigen und sich gemeinsam mit anderen engagagieren. Als Beispiele wurden (kulturelle) Events gegen das schlechte Image des Bezirks, Gründung von Gemeinschaftsgärten, ehrenamtliches Engagement in sozialen Einrichtungen und die Schaffung von Plattformökonomien genannt.

 

Die dritte Perspektive wurde vor allem von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern genannt, die beruflich selbst in der Gemeinwesenarbeit tätig sind. Aus ihrer Rolle heraus betonten sie die bereits bestehenden Angebote und verwiesen durchaus selbstkritisch darauf, dass diese teilweise niedrigschwelliger, aufsuchender und anhörender stattfinden sollten. Eine bessere Vernetzung der bereits bestehenden Angebote sei ebenfalls wünschenswert.

 


Symposium: Demokratienähe und -distanz im Zeitalter der Verunsicherung

Am 29. Juni 2018 fand im Freizeitforum Marzahn das Symposium „Demokratienähe und -distanz im Zeitalter der Verunsicherung. Neue Wege zu einer demokratischen Gemeinwesenkultur (in Ostdeutschland)“ statt.
Das Symposium und die abendliche Podiumsdiskussion stellten den offiziellen Auftakt für das
Projekt "Demokratieferne Auffassungen in einer Kommune als Herausforderung für sozialräumliche Demokratieentwicklung" dar. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Förderlinie "Zusammenhalt stärken in Zeiten von Krisen und Umbrüchen" finanzierte Drittmittelprojekt setzt sich mit der sozialräumlichen Demokratieentwicklung und politischen Partizipation im Bezirk Marzahn-Hellersdorf (MaHe) auseinander.
Die Besonderheit des Projektes liegt in der Verknüpfung von wissenschaftlicher Forschung und praktischer Umsetzung. Daher war es die Idee des Symposiums, Expert_innen aus Politik und Verwaltung des Bezirks (u.a. unsere Kooperationspartner:
Integrationsbeauftragter Marzahn-Hellersdorf, Polis*) mit Wissenschaftler_innen für Demokratieentwicklung, Engagement- und Partizipationsforschung und Bildungsforschung zusammenzubringen.
Das Wissen und die Erfahrungen unserer Kolleg_innen sollte dazu genutzt werden, gemeinsam unsere bisherigen Erkenntnisse zu reflektieren und neue Impulse für unseren Prozess der sozialräumlichen Demokratieentwicklung in Marzahn-Hellersdorf zu gewinnen.
Im ersten Teil des Symposiums wurde näher auf theoretische
und empirische Erkenntnisse eingegangen. Neben unserem eigenen Projekt stellten dabei unsere ebenfalls BMBF-geförderten Kolleg_innen vom WZB Berlin, der Universität Bremen, Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Georg-August-Universität Göttingen die Forschungsfragen, gesellschaftlichen Hintergründe und ersten Eindrücke ihrer Projekte vor.

Mehr Informationen zu den Projekten:

Nach der Mittagspause wurden dann gemeinsam Anwendungsfälle und Praxisfragen diskutiert.

Konkrete Anregungen und Vorschläge für unser Projekt waren u.a.:

  • Projekte in Kitas und Schulen durchführen
  • Auch funktionierende Beispiele untersuchen (und auf Übertragungsmöglichkeiten hin prüfen) Warum funktionieren gewisse soziale Orte?
  • Selbstwirksamkeitserfahrung als Grundvoraussetzung für Beteiligung („demokratisches Erweckungserlebnis“
  • subjektive gefühlte Marginalisierung beachten
  • Demokratisch legitimierte Akteure leiden unter Vertrauensverlust
  • Populismus als Ursache oder Auswirkung der Krise?
  • Bisher: individualistische Betrachtungsweise, aber auch Zusammenhalt von Gruppen, wie können Gruppen Stimmung rumreißen? (Zivilgesellschaft)
  • Zivilgesellschaft kann auch exkludierend wirken und Populismus auch verbinden
  • neue Alltagskultur, die Politik in den Mittelpunkt nimmt
  • Verfahren müssen so gestaltet sein, dass auch wirklich Umsetzung erfolgt
  • Verbesserung der sozialen Realität erzielen. Welche Form von Demokratie brauchen wir in MaHe (als Ergänzung zur repräsentativen Demokratie)
  • Verfahren müssen so gestaltet sein, dass alle reden können (Umfang und Setting der Verfahren)
  • soziale Frage mitdenken: Wie steht Demokratie zu Verteilungsfragen à braucht die Unterstützung der lokalen Politik und Verwaltung
  • Arbeit neu zu denken, auch um Zeit für Beteiligung zu haben
  • Befragte sollen nicht als Forschungsobjekte sondern Subjekte betrachtet werden und Interviews/Ergebnisse mit ihnen besprochen werden, da hier Potential für Empowerment liegt.

Unser Dank gilt der Jugendfreizeiteinrichtung Fair für die nette und hilfreiche Unterstützung vor Ort (Link), der Faktura gGmbH für das tolle Catering, der Degewo AG, die uns mit der Besichtigung des Degewo-Skywalks im Anschluss an das Symposium einen besonderen Höhepunkt des Veranstaltungstages ermöglichte und natürlich allen Teilnehmer_innen des Symposiums.

 

Teilnehmer_innen:

Dr. habil. Ewa Bacia (TU Berlin)

Dr. Thomas Bryant (Integrationsbeauftragter Marzahn-Hellersdorf (MaHe)

Dr. Peter Bescherer (Uni Jena)

Prof. Dr. Hans-Luidger Dienel (TU Berlin)

Dr. Robert Feustel (Uni Jena)

Dr. Heiko Giebler (WZB)

Dr. Philipp Gies (Uni Bremen)

Ljubica Nicolic (Uni Göttingen)

Elisabeth Peters (Koordinatorin Polis* - Marzahn-Hellersdorf)

Dominik Schlotter (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE)

Prof Dr. Heike Walk (HNE Eberswalde)

Prof. Dr. Heinz Stapf-Finé (ASH Berlin)

Prof. Dr. Michael Brodowski (ASH Berlin)

Lars Conrad (ASH Berlin)

Sven Gramstadt (ASH Berlin)

Raiko Hannemann (ASH Berlin)

Anna Kramer (ASH Berlin)

Andrea Metzner (ASH Berlin)

 


Podiumsdiskussion "Zusammenhalt stärken in Marzahn-Hellersdorf"

Zusammenhalt stärken in Marzahn-Hellersdorf

Über den Zusammenhalt in der Kommune Marzahn-Hellersdorf, über Demokratieentwicklung und über politische Teilhabe im Zeitalter der Verunsicherung diskutierte unser Team am 29. Juni 2018 im Freizeitforum Marzahn mit Vertreter_innen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.

 

Im Anschluss an die Diskussion der Podiumsteilnehmer_innen (Prof. Dr. Heinz Stapf-Finé, Petra Pau, Wolfram Hülsemann, Dr. Susanna Kahlefeld und Thomas Gill) gab es ausführlich Raum für die interessierten Bürger_innen, ihre Fragen und Anliegen zur Zukunft des Bezirks und der Stadt in die Diskussion einzubringen.

Wir bedanken uns bei allen Bürger_innen und Teilnehmer_innen des Podiums für den spannenden Abend und die sehr professionelle Moderation von Petra Schwarz.

 

Download
Flyer zur Podiumsdiskussion "Zusammenhalt stärken"
ASH_Karte_ZS_Quad_WEB (3).pdf
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